Originally posted by CruSAdeR@Dienstag, 16.März 2010, 18:17 Uhr
Aber glaubst du / glaubt man, dass die Sachen früher auch so stark gefärbt wurden, dass die so geleuchtet haben? In Filmen machen die das ja extra alles immer ein bissel farblos.
Zumindest aus "meiner" Zeit gibt es keine wirklich gut erhaltenen Funde von Textilien. Im Prinzip sind so gut wie alles kleine bis wenige größere Bruchstücke. Bedingt durch die chemischen Prozesse im Erdboden und erst recht durch die Anhaftung an Metallen haben sich die Stücke aber eigentlich alle zu braun/rotbraun verfärbt. Durch Chemische Analysen kann man allerdings Rückschlüsse ziehen mit was und unter Umständen wie stark gefärbt wurde. Außerdem sind die beknackten Filme immer düster, meist zieht noch toller Nebel irgendwo rum und historisch sind 99% der Filme absolut ungenau.
Außerdem gibt es noch Zeitzeugen die ihre Beobachtungen aufgeschrieben haben wie zum Beispiel Ibn Fahdlan
http://en.wikipedia.org/wiki/Ahmad_ibn_Fadlan. Seinem Bericht ist übrigens die erste Szene mit dem Schiff in "Der 13. Krieger" grob nachempfunden, der Film aber eher ziemlicher Bullshit wenns um Authentizität geht. Dann gibt es da noch Ansgar
http://en.wikipedia.org/wiki/Ansgar und diverse colorierte Bibeln aus dem 10-11 Jahrhundert die Teils Abbildungen zeigen so wie Bildsteine an denen man grob die Tracht nachvollziehen kann.
Du kannst aber davon ausgehen, das reichere Leute auch reicher/stärker gefärbte Stoffe trugen um ihr Vermögen zu zeigen, neben dem ganzen tollen Silberkram der sich so findet. Blau überwiegt übrigens auch in den Gräbern von Birka, was aber wohl eher darauf zurück geht, das man die Leute in ihren besten Sachen begrub als das blau die vorherrschende Mode war.
Grün kannst Du zum Beispiel super billig und einfach mit Birke färben oder Gelb mit Zwiebelschalen. Das Blau wurde mit Waid gefärbt was teuer war, da der Boden eher für Nahrungsmittel gebrucht wurde zu der Zeit in Skandinavien. Der Farbstoff ist der gleiche wie in der Indigopflanze nur in wesentlich geringerer Konzentration. Rot wurde früher mit Krapp gefärbt und später (glaube ab 13. Jh) auch mit Rotholz. Wenn Du nicht gerade mit einer dünnen Suppe färbst bekommst Du eigentlich immer sehr gute Farben raus. Ein Freund der 13. Jh macht hat ein Stück mit Reseda gefärbt, das ist ein Neongelb (!) geworden. Man kann dann auch noch mit Beizmitteln (Urin z.B.
) oder Mineralien die Farben verändern/intensivieren und fixieren. Bin da aber kein Experte drin. Dazu bemerken muß ich aber das die Farben in Sonnenlicht ganz anders erscheinen als in Kunstlicht für mein Empfinden, daher das "Leuchten". Die Farben selbst sind eher deckend matt. Ich glaube ich mach mal Fotos und schreibe dazu einen Eintrag in meinem Blog zu dem Thema.
Birka III, Die Textilfunde aus den Gräbern, ed. Agnes Geijer, 1938, Seite 134, Absatz 2
Wie sah die Kleidung, in Wirklichkeit aus? Leider ist es nicht möglich, sich nur ein annähernd vollständiges Bild von den in Birka herrschenden Kleidermoden zu machen, dazu sind die Reste viel zu klein und zu sehr beschädigt und die Fundangaben auf den Plänen, wenn solche vorhanden sind, allzu knapp. Wenn auch die Anschauung über die Kleidersitten der Wikingerzeit in einzelnen Punkten ungeklärt bleiben müssen, dürfte dies zahlenmässig ungewöhnlich umfangreiches Material geeignet sein, das bisher geltende Bild wesentlich zu bereichern und auch zu berichtigen.
Die *komplette Tracht* bleibt daher *immer* eine mögliche Interpretation. Leider habe ich auch noch keine neuere Publikation zur Analyse der Textilien auftreiben können und auch keine Ahnung ob sich noch mal wer daran versucht hat.